Verfasser:in |
Bahr, Hermann |
Titel |
7. Dezember [1920] |
Gesamttitel |
Kritik der Gegenwart |
Erschienen |
- Augsburg
- Haas & Grabherr
- 1922
- Seite 292–293
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Volltext |
»Bald, es kenne nur jeder den eigenen, gönne dem andern Seinen
Vorteil, so ist ewiger Friede gemacht. Keiner bescheidet sich gern mit dem Teile,
der ihm gebühret, Und so habt ihr den Stoff immer und ewig zum Krieg.« Und solange
aber die Clarté dies nicht ändern können wird, ist auch sie, mit all ihrem schönen
Enthusiasmus, bloß für die Katz. Das bleibt mein Fazit aus Barbusses »Auf zur
Wahrheit!«, Paul Colins »Fluch dem Siege« und den »Manifesten des brüderlichen
Geistes«. Auch zeigen diese Schriften, eben setzt in Erich Reiß‹ »Tribüne der
Kunst und Zeit« erschienen, nur aufs neue wieder einmal, daß Enthusiasmus der
französischen Art mit seiner Sprache die Hälfte seiner Kraft verliert; verdeutscht
klingt er um gut hundert Jahre zurück. | |
Zusammenfassung |
Ewiger Friede geht, wenn die Menschen Bescheidenheit lernen,
französischer Enthusiasmus auf Deutsch übersetzen geht nur, wenn man in Kauf
nimmt, sprachlich mindestens 100 Jahre alt zu klingen. |
Weitere Drucke (Periodika) |
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Alternative Drucke |
Hermann Bahr: Tagebuch. 7. Dezember [1920].
In: Neues Wiener Journal, Jg. 29, Nr. 9754, 1.1.1921, S. 6. |
Schlagwörter |
Buch, Section, Tagebuch, Buchtext |