Vom Wiener Theater. 4. König und Bauer (Von Lope de Vega)

Hermann Bahr: Vom Wiener Theater. 4. König und Bauer (Von Lope de Vega). In: Zur Kritik der Moderne. Zürich: Verlags-Magazin (J. Schabelitz) 1890, S. 90–92.

Verfasser:in Bahr, Hermann
Titel Vom Wiener Theater. 4. König und Bauer (Von Lope de Vega)
Gesamttitel Zur Kritik der Moderne
Erschienen
  • Zürich
  • Verlags-Magazin (J. Schabelitz)
  • 1890
  • Seite 90–92
Textanfang Das ist ja überhaupt immer ein müssiger Streit, wer der Größere gewesen, und nur den engen Pedantensinn gelehrter Rubrikfanatiker verlangt nach solcher Lokation, daß einfür allemal die Folge der Dichter gesetzt werde, und wem vor dem anderen der Vortritt gebühre. Aber daß er der reichste ist, weil sein Herz mit jeder Regung seiner rastlosen Zeit klingt und ihr kräftigeres Echo giebt, und für die nachlesende Forschung vor allen anderen begehrenswert, weil allen Klagen und Freuden seines Geschlechtes seine fruchtbare Beredsamkeit anwaltet – in dieser Weise hebt heute Übereinstimmung Lope de Vega über die übrigen spanischen Dramatiker empor. Darum hastete seine Muse auch so und überstürzte in entzäumter Begierde den Schritt, weil alle Not und allen Wunsch und allen Stolz zu bekennen, wie in einer umfassenden Generalbeichte dieses ganzen Jahrhunderts, ihr unersättlicher Ehrgeiz war. Darum jagte sie in so ungeduldiger Flucht dahin, weil sie über den ganzen Erdkreis wollte, zu allen Gedanken, allen Gefühlen, in Höhen und Tiefen. Darum war sie so unstät und atemlos, weil ihr solches Riesenwerk die Rast abbrach, irgendwo weilen zu dürfen.
Zusammenfassung Bahr lobt die Dichtung Lope de Vegas und findet auch an der Vorstellung im Burgtheater nichts auszusetzen.
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Alternative Drucke hr: König und Bauer. (Von Lope de Vega). In: Deutsche Wochenschrift, Jg. 6 (1888) Nr. 19, S. 5–6.
Schlagwörter Buch, Section, Buchtext